Konstanzer Kammerchor mit Marcus Hagemann

Musik von Johann Hermann Schein & John Tavener
Motetten und Psalmen für Violoncello und Chor
Berührungspunkte zwischen den Epochen und Kulturen

Fast vierhundert Jahre liegen zwischen Johann Hermann Schein, dem bedeutenden Komponisten aus Sachsen und späteren Thomaskantor in Leipzig, und John Tavener aus London, einem Komponisten unserer Zeit, der besonders in England außerordentlich geschätzt wird. Beiden ist die Vermittlung des geistlichen Worts sehr wichtig, wenn es dabei auch zu völlig unterschiedlichen musikalischen Äußerungen kommt. Bei Schein ist es die wortgebundene, motettisch geordnete, oft virtuos gesetzte und harmonisch raffiniert unterlegte Polyphonie, bei Tavener ist es die von der Ostkirche inspirierte Feierlichkeit als klangvolle und verinnerlichte Gebetsmusik.

Der Konstanzer Kammerchor möchte in seinem nächsten Konzert zusammen mit dem Solisten Marcus Hagemann (Violoncello) diese Gegensätze hörbar machen und gleichzeitig eine musikalische Begegnung zwischen den verschiedenen Kulturen und Epochen ermöglichen. Von John Tavener werden erstmals in Konstanz zu hören sein: Das in russischer Sprache verfasste und dem byzantinischen Stil nachempfundene „SVYATI“ für Violoncello und vier- bis achtstimmigen Chor aus dem Jahr 1995, das a-cappella-Chorwerk „I Will Lift Mine Eyes“ (1990) und „Chant“ für Cello solo (1995). Aus dem „Israelsbrünnlein“, der berühmten, 1623 in Leipzig veröffentlichten, Sammlung von Johann Hermann Schein erklingen vier Motetten für fünfstimmigen Chor und Basso continuo auf Texte aus den Psalmen und aus dem Buch Jesaja . Das Continuo übernehmen Irene Roth-Halter (Orgel) und Alexandru Chis (Kontrabass).

Der Konstanzer Kammerchor und sein Dirigent Michael Auer sind nicht zum ersten Mal auf der Suche nach Kontrapunkten, die scheinbar Gegensätzliches zusammenfügen und ein spannendes Hörerlebnis vermitteln. Dabei spielt die zeitgenössische Musik immer eine wichtige Rolle. Man erinnert sich u.a. an Bach-Kantaten – konfrontiert mit modernem Tanz, mit Hymnen von Mikolaij Gorecki oder Spirituals von Michael Tippet, die Schütz’sche „Weihnachtshistorie“ in Kombination mit Chormusik des 20.Jh. oder das „African Sanctus“ von David Fanshawe.

 

Das Konzert Schein & Tavener fand am Sonntag, 13.März, um 19 Uhr in der Bruder-Klaus-Kirche in Konstanz statt. Die Konzertkritik von Gerhard Hellwig finden Sie hier.

 

Marcus Hagemann (Violoncello) wurde in Donaueschingen geboren und studierte bei Lee Fiser (Cincinnati), Ulrich Voss (Saarbrücken) sowie William Pleeth und Moray Welsh (London). Er war mehrfach erster Preisträger des Wettbewerbs Jugend Musiziert sowie Gewinner des Wettbewerbs CYSO in Cincinnati (USA). Er wurde mit dem Kultuförderpreis Musik der Stadt Konstanz ausgezeichnet und erhielt das Stipendium der Bayreuther Festspiele. Er arbeitete mit Künstlern wie Heinrich Schiff, Irvin Arditti, Siegfried Palm, Frans Helmerson und Wolfgang Boettcher. Marcus Hagemann machte zahlreiche Rundfunk-, Fernseh- und CD-Einspielungen und konzertierte mit Künstlern wie Eduard Brunner, Giora Feidman, Bernd Glemser und Oliver Kern. 1995 war er Gründungsmitglied des Talis Quartett und wurde 2000 Cellist des Trioskop.